Samstag, 19. September 2009

Vortrag in Münster, "Denkwerkstatt: Pflege in psychiatrischen Arbeitsfeldern"

LWL-Pflegesymposium


"Denkwerkstatt:
Pflege in
psychiatrischen
Arbeitsfeldern"


am
Donnerstag,
27.
April
2006
in
der
Halle Münsterland


Am 27. April 2006 fand in der Halle Münsterland, organisiert durch das zentrale Unternehmensmanagement
des LWL-PsychiatrieVerbundes des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, die
überregionale „Denkwerkstatt: Pflege in psychiatrischen Arbeitsfelder“ statt.

Die ca. 400 Teilnehmer aus dem gesamten Bundesgebiet, wurden durch die Landesrätin, Frau
Dipl.-Kff. Helga Schuhmann-Wessolek, und die Pflegereferentin, Frau Mechthild Mügge, vom
Zentralen Unternehmensmanagement LWL-PsychiatrieVerbund begrüßt.


(Landesrätin H. Schuhmann-Wessolek) (Pflegereferentin M. Mügge)

Anliegen des Fachsymposiums war, die Vermittlung und Verbreitung des aktuellen Wissenstandes
in der psychiatrischen Pflege. Dabei wurde insbesondere der Paradigmenwechsel in der
Behandlung und Pflege erkrankter Menschen, ausgelöst durch die veränderte Situation im Gesundheitswesen
unserer Republik, berücksichtigt.

Demographische Entwicklung und ein immer rascheres fortschreiten der medizinischen Behandlungsmethoden,
bei gleichzeitig rückläufigen finanziellen Ressourcen, bedingen ein zeitnahes
Umdenken bei Pflege und Behandlung.
Die strukturelle Herausforderung die sich psychiatrischer Pflege gegenüber sieht, ist vergleichbar
mit der Situation in den 70er Jahren, als sich die damalige Bundesregierung mit der Behandlung
und Situation psychiatrischer Patienten, durch den Einsatz einer Psychiatrieenquetekommission
annahm und neue Rahmenbedingungen schuf.

Mit dieser veränderten Situation beschäftigte sich Dr. Michael Schulz in seinem Vortrag.

„Neuorientierung und Paradigmenwechsel: Psychiatrische Pflege im Umbruch“

Ein hoher ökonomischer Druck und Rationierung sowie die demographische und epidemiologische
Entwicklung bedingt laut Herrn Schulz einen Paradigmenwechsel in der psychiatrischen
Pflege.


Die Pflege ist im institutionellen Verteilungskampf in den
letzten Jahren suboptimal positioniert gewesen. Das
Robert-Koch Institut hat 2005 festgestellt, dass „Die
Entwicklung der einzelnen Beschäftigungsgruppen in den
Kliniken ist unterschiedlich verlaufen. Während die Anzahl
der Ärzte von Jahr zu Jahr gestiegen ist, hat das
nichtärztliche Personal langsam aber kontinuierlich
abgenommen“. Herr Schulz beschrieb in seinem Vortrag

die höheren Gesundheitsausgaben Deutschlands im
OECD Vergleich. Dies wird in Zukunft, laut Herrn Schulz, noch Rationalisierungsfolgen für den
Gesundheitsmarkt in Deutschland und damit auch für die psychiatrische Pflege haben.


Psychiatrische Pflege benötigt eine höhere
Wissenschaftlichkeit zur Begründbarkeit des
Handelns sowie die Bewusstmachung, dass die
Chronizität der Patienten als eine Domäne der
Pflege zu behaupten ist.

Zusammenfassend heißt das für die
inhaltliche Ausgestaltung von psychiatrischer
Pflege:


Überprüfung des gegenwärtigen
Leistungsangebotes

Interaktionsintensive Leistungen

Professions-und
institutionsübergreifende Ansätze

Beratung (Dr. rer. medic. Michael Schulz)

Beitrag zum diagnostischen Prozess

Wissenschaftlich fundierte Pflegeinterventionen

Differenzierung der Qualifikationsniveaus
Im zweiten Vortrag widmete sich Herr Drs Nico Oud der Gewaltproblematik und agressivem
Verhalten im psychiatrischen Alltag.

Aggression und Gewalt findet statt und ist nicht immer vermeidbar.
Patienten möchten mit Ihrer Gewalt etwas ausdrücken.
Aggressionsereignisse müssen im Kontext wahrgenommen werden,
so Herrn Oud.

Außerdem ist die Gewaltsituation zu bewerten, zu bearbeiten und sie
muss verstanden werden. Gewalt im psychiatrischen Kontext ist
immer mit Interaktion verbunden. Herr Oud demonstrierte in seinem
Vortrag Auszüge aus einigen Studien zum Thema Gewalt
gegenüber Pflegenden.

Diese Studien bezogen sich nicht ausschließlich auf
psychiatrische Einrichtungen. Insgesamt kann gesagt
werden, dass psychisch Kranke Menschen im Vergleich zur
Allgemeinbevölkerung, im Durchschnitt, nicht häufiger
aggressiv oder gewalttätig sind. Herr Oud beschrieb in seinen
Ausführungen Sinnvolles und nicht Sinnvolles Verhalten zur
Deeskalation.


Als Grundregeln zur Deeskalation beschreib Herr Oud
folgende Punkt: (Drs. Nico Oud)



klare Grundhaltung gegen Gewalt in der Institution

Offener Umgang mit Formen von Gewalt

Aufmerksamkeit/Präsenz der Mitarbeitenden

Keine Dominanz/Machtspiele (wer hat Recht?)

Goldene Regel: Situationsbeherrschung statt Patienten-Beherrschung (nach D. Richter)

Herr Dr. Klaus Wingenfeld referierte zum Thema: Mehr Bildung – mehr Qualität?! Sind neue
zielgerichtete Qualifikationsmaßnahmen notwendig?

In der heutigen Situation der Krankenpflegeausbildung ist eine Basisqualifikation von drei Jahren
etabliert. Welche weiteren Qualifikationsprofile in der Psychiatrischen Pflege notwendig sind,
hängt von der Zielrichtung der einzelnen Institutionen ab, so Herr Wingenfeld.

Durch den Erwerb einer höheren Qualifikation ist nicht
automatisch eine bessere Ergebnisqualität zu erreichen.
Herr Wingenfeld betonte, dass Mitarbeiter mit höheren
Qualifikationen einen Strukturrahmen benötigen, um
dass erworbene Wissen um zusetzten oder weiter zu
vermitteln.

Diese Strukturrahmen sind in der deutschen

Krankenhauslandschaft nur suboptimal gegeben.
Wingenfeld stellte fest, dass
konkrete Projekte zur
Qualitätsentwicklung, bei denen
die Mitarb it r gezi lt zur

Mitarbeiter ge
eezie
eelt zur Übe
eernahme neuer Aufgaben, bei der Nutzung neuer
Instrumente etc. angeleitet werden, eher zu nachhaltigeren Ergebnissen
führen als alltagsferne Qualifizierungsmaßnahmen.

(Dr. Klaus Wingenfeld)



Das Nachmittagsprogramm wurde zum einen durch einen lebendigen
Vortrag von Frau Babara Schweiger, Psychiatriefachkrankenschwester
und Trainerin der Integrativen Validation,
zum Thema „Ganzheitlich personenzentrierte Kultur für
demente Menschen – ein validiertes Pflegekonzept -, sowie
durch zahlreiche parallel ablaufende Workshops abgerundet.

Die Themen der Workshops orientierten sich zum einen an den
Fachvorträgen des Vormittages zum anderen an aktuellen
Themen aus dem Alltag von psychiatrisch Pflegenden (Barbara Schweiger)

Neuorientierung und Paradigmenwechsel: Psychiatrische Pflege im Umbruch betreut durch
Dr. Michael Schulz und Jörg Dondalski


Augen zu und durch!?
Konflikte mit Menschen mit Demenz bewältigen!
Dr. Svenja Sachweh




Es geht auch ohne (Rat-)Schläge.
-Möglichkeiten einer lösungsfokussierten Kommunikation Monika
Stich

Bis hier hin und nicht weiter?! Formen von
Gewalt im Umgang mit Patientinnen/Patienten und Bewohnerinnen/Bewohnern
-Ein lösungsorientierter Ansatz Karl-
Heinz Schmidt, Rainer Kleßmann


Mehr Bildung – mehr Qualität?! Sind neue zielgerichtete
Qualifikationsmaßnahmen notwendig?
-Am Beispiel des pflegerischen Entlassungsmanagements -
Dr. Klaus Wingenfeld


Pflegevisite als ein Qualitätssicherungsinstrument.
Neues Lernen in der Psychiatrischen Pflege.
Anne Rabeneck


Resümee

Sowohl Veranstalter als auch die Teilnehmer und Teilnehmerinnen des Symposiums zogen bei
einem zusammenfassenden Plenum eine positive Bilanz.

Themenauswahl, wie auch Referenten und Referentinnen, wurden von den Anwesenden positiv
hervorgehoben. Als Fazit der Veranstaltung lässt sich festhalten, dass die psychiatrische Pflege
im sich verändernden Gesundheitssystem, durch Fachlichkeit, klare Strukturen sowie ökonomisch
sinnvollen Konzepten, positionieren muss.

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